FOTOAUSSTELLUNG

FREIHEIT 1991

RIGA

Januar 1991

 

 

 

30 Jahre Barrikaden

Zeitzeugnis

 

 

 

Riga 1991

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Ehemalige Polizeischule

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Domplatz

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Das Pressehaus in Riga – die zentrale Medienstelle

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Universität Lettlands

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Regierungssitz

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Daugava (deutsch – Düna)

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Parlamentsgebäude

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Ufer des 11. November

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Barrikaden Museum

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Freiheitsdenkmal

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Fernsehzentrale

AUSSTELLUNG

GESCHICHTE

Eine unerwartete Nachricht

Es war ein besonderer Moment als uns die Mail von Joris van Velzen im November 2020 erreichte. Der heute in Berlin lebende Profifotograf hatte seine Bilder sortiert und ist dabei auf wahre Schätze gestoßen. Im Januar 1991 hatte eine dänische Zeitschrift den jungen holländischen Fotografen nach Lettland entsandt, um die Ereignisse der Barrikaden in Riga zu dokumentieren. 30 Jahre später stehen uns diese bisher unbekannten schwarz-weiß Bilder nun uneingeschränkt zur Verfügung. Wir danken dem Fotografen für dieses wichtige Zeitzeugnis.

Der baltische Freiheitskampf erlangte vor 30 Jahren viel Aufmerksamkeit und Sympathie auf der internationalen Bühne. Viele kennen die Aktion des Baltischen Wegs vom 23. August 1989, als etwa 2 Millionen Baltinnen und Balten eine 600 Kilometer lange Menschenkette bildeten, um friedlich für die Freiheit zu demonstrieren. Ein weiteres zentrales Ereignis waren die so genannten Barrikaden in Lettland, die heute international etwas weniger bekannt sind.

Etwas bahnt sich an

Als das lettische Parlament am 4. Mai 1990 die Unabhängigkeit des lettischen Staates wiederhergestellt hatte und Deutschland bereits wiedervereinigt war, versuchten sowjetische Kräfte noch ein letztes Mal die baltischen Unabhängigkeitsbestrebungen mit militärischen Mitteln zu unterbinden. Am 1. Januar 1991 nahm die sowjetische Spezialeinheit OMON das Pressehaus in Riga – die zentrale Medienstelle ein. In den nächsten Tagen trafen weitere Spezialeinheiten des russischen Innenministeriums, wie auch Militärkontingente ein, um „antisowjetische Aktivitäten in Lettland zu unterbinden“. Am 10. Januar 1991 stellte der Präsident der UdSSR, Michael Gorbatschow, ein Ultimatum an Litauen – die vom Parlament verabschiedeten Verfassungsänderungen sollen unverzüglich rückgängig gemacht werden.

EIN VIERTEL DER BEVÖLKERUNG WAR DABEI

Am 13. Januar 1991 begannen sowjetische Militäreinheiten eine Offensive gegen die Verteidiger des Fernsehturms in Vilnius. Das Ereignis ging als Vilniusser Blutsonntag in die Geschichte ein. Daraufhin rief die lettische Unabhängigkeitsbewegung – die Volksfront zu einer Großdemonstration auf. Auf der Uferpromenade entlang des Flusses Daugava in Riga kamen 500.000 Menschen oder etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung, zusammen, um für die Freiheit, Unabhängigkeit und gegen das Blutvergießen in Litauen zu demonstrierten. 

Die Barrikaden

Im Laufe der Demonstration begannen die Menschen in Riga spontan Barrikaden in den engen Gassen der Altstadt zu errichten. Ein Koordinationsstab wurde gebildet, um die Regierung Lettlands zu verteidigen. Der Vorsitzende der Regierung, Ivars Godmanis, ordnete an, Land- und Baumaschinentechnik nach Riga zu bringen, um strategisch wichtige Objekte wie Regierungsgebäude, Kommunikations- und Verkehrsinfrastruktur zu verteidigen. Freiwillige brachten schwere Fahrzeuge, Baumaterial und Holzbalken aus verschieden Teilen Lettlands nach Riga, vor Ort wurden Panzersperren geschweißt.

Der Angriff und die Toten

Am 16. Januar 1991 begannen OMON Einheiten einzelne Kontrollpunkte der Barrikaden anzugreifen. Mehrere Menschen wurden angeschossen, und es gab ersten Todesopfer – der Fahrer des lettischen Innenministeriums, Roberts Mūrnieks, wurde erschossen. 

Am 17. Januar riefen die Verteidiger der Barrikaden die höchste Alarmbereitschaft aus. Eine Delegation, die kürzlich von Riga nach Moskau zurückgekehrt war, forderte, dass Lettland unter die direkte Verwaltung des Präsidenten der UdSSR gestellt wird.

Am 20. Januar fand eine Großdemonstration in Moskau statt, an der etwa 100.000 Menschen gegen die Aggression der UdSSR in den baltischen Staaten demonstrierten. Am Abend eskalierte die Lage in Riga. OMON Einheiten starteten einen Angriff auf das Gebäude des lettischen Innenministeriums und eröffneten Feuer auf Passanten und Kameramänner, die die Ereignisse filmten. Neben zahlreichen Verletzten gab es sechs Todesopfer zu beklagen, darunter der Schüler Edijs Riekstiņš, der Dokumentarfilmer Andris Slapiņš und der Kameramann Gvido Zaigzne.

Die Stimmen der Vernunft

Am folgenden Tag rief der Präsident der Tschechoslowakei, Václav Havel, Gorbatschow an und bat ihn, das Blutvergießen in Riga zu beenden. Der künftige erste Präsident des bald unabhängigen Russlands, Boris Jelzin, erließ eine offizielle Erklärung, in der er sein Beileid für die Familien der Getöteten aussprach und die Nutzung von Waffen gegen Zivilbevölkerung aufs Schärfste verurteilte.

In den nächsten Tagen verhandelte die lettische Regierung einen Abkommen mit der Regierung Gorbatschow. In Folge zogen sich sowjetischen Einheiten wieder in ihre Militärbasen zurück. Nach einem Aufruf der lettischen Regierung, begannen die Menschen am 24. Januar 1991 die Barrikaden langsam zu verlassen. Am 25. Januar nahmen in der Aula der Universität Lettlands Zentausende Abschied von den Getöteten.

Gute Entscheidung - die Barrikaden bleiben

Da die Lage unübersichtlich blieb, beschließt die Volksfront die Barrikaden noch nicht wegzuräumen. Das erwies sich als eine weise Entscheidung. Am 21. August 1991 sollte die Übergangsphase abgeschlossen werden und die Verfassung der Republik Lettland von 1922 in vollem Umfang wieder in Kraft treten. Zur gleichen Zeit rollten Panzer über den Roten Platz in Moskau, als eine Gruppe von Funktionären der Kommunistischen Partei die UdSSR unter ihre Kontrolle zu bringen versuchte. Die Verbündeten der Putschisten in Lettland ließen Panzerfahrzeuge auffahren und das Ministerkabinett in Riga umzingeln. Die Barrikaden hielten die Angreifer solange zurück, bis dieser Augustputsch in Moskau scheiterte und die Sowjetunion endgültig zerfiel. Die Barrikaden wurden erst im August 1992 abgebaut, als die UdSSR die Unabhängigkeit Lettlands endgültig anerkannte und den Abzug seiner Truppen aus dem Territorium Lettlands einwilligte.

Für den nächsten Riga-Besuch können wir Ihnen den Barrikaden-Museum in Krāmu Straße 3 in der Altstadt empfehlen.

Schlusswort

Heute sind Lettland, Estland und Litauen bereits langjährige Mitglieder der EU, NATO, OECD, der Eurozone und anderer internationaler Organisationen und gehören fest zum Kern der westlichen Demokratien. Die Leiden der Sowjetbesetzung erscheinen immer mehr als eine blasser werdende schlechte Erinnerung. Doch in dieser herausforderungsvollen Zeit ist es wichtig, nicht zu vergessen, was Europa, durchgestanden hat, was lettische Bürgerinnen und Bürger durchgestanden haben, um an diesen Punkt zu gelangen. Dies soll ein kleiner Beitrag dazu sein.

ZEITLEISTE

Januar 1991

LETTLAND

1. Januar

Die sowjetische Spezialeinheit OMON besetzt das lettische Pressehaus in Riga – damals die Redaktionszentrale für gedruckte Medien.

7. Januar

Befehl des UdSSR Verteidigungsministeriums lettische Männer für den sowjetischen Militärdienst zu mustern. Um den Druck zu erhöhen, werden mehrere sowjetische Militäreinheiten nach Lettland verlegt.

10. Januar

In Riga findet eine pro-kommunistische Interfront-Kundgebung statt.

11. Januar

6.000 Frauen demonstrieren in Riga gegen den Einzug lettischer Männer in die Sowjetarmee.

12. Januar

Beim Treffen in Moskau verspricht Michail Gorbatschow den höchsten lettischen Regierungsvertretern keine Waffengewalt in Lettland anzuwenden.

13. Januar

Blutsonntag in Vilnius. Als Reaktion auf die Ereignisse in Litauen ruft der Vorsitzende der lettischen Volksfront, Dainis Īvāns, in einer Radioansprache die Bevölkerung auf sich in Riga zu versammeln und einen gewaltfreien Widerstand zu leisten. In einer Großkundgebung am Ufer des 11. November kommen etwa 500.000 Menschen zusammen und beginnen in der Altstadt Barrikaden zu errichten.

15. Januar

Eine OMON-Einheit greift die Polizei-Schule in Riga an, verprügelt die Studierenden und plündert das Waffenlager. Eine pro-kommunistische Demonstration mit etwa 10.000 Teilnehmern findet statt.

16. Januar

Die OMON greift die verbarrikadierten Vecmīlgāvis- und Brasla Brücken in Riga an. Roberts Mūrnieks wird erschossen, zahlreiche Menschen werden verletzt.

20. Januar

In einer großangelegten Aktion stürmen OMON-Einheiten das lettische Innenministerium. Dabei werden Barrikaden-Verteidiger Vladimirs Gomonovičs und Sergejs Kononenko erschossen. Im nahegelegenen Basteja-Park werden die Kameramänner Andris Slapiņš und Gvido Zvaigzne, sowie der Schüler Edijs Riekstiņš erschossen. Zahlreiche andere werden verletzt.

22. Januar

Der Innenminister der UdSSR, Boris Pugo, bestreitet einen Angriff auf das Innenministerium angeordnet zu haben. Er sichert zu, dass die OMON-Einheiten in ihre Militärbasen zurückkehren werden. Eine politische Einigung mit Gorbatschow wird erreicht.

25. Januar

Zehntausende nehmen Abschied von den auf den Barrikaden getöteten Mitbürger. Die zentrale Trauerfeier findet in der Aula der Universität Lettlands statt. Die Menschen versammeln sich vor dem Haupteingang, die Menschenmenge erstreckt sich bis zum Freiheitsdenkmal. Die Menschen beginnen langsam die Barrikaden zu verlassen. An diesem Tag entstanden die Bilder dieser Ausstellung.

DEUTSCHLAND

1. Januar

Die neuen Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland übernehmen das westdeutsche Steuerrecht und große Teile der Sozialgesetzgebung.

11. Januar

Das erste Gesamtberliner Abgeordnetenhaus konstituiert sich in der Nikolaikirche. Mit der Übernahme der bisher nur im Westteil geltenden Verfassung wird auch die staatsrechtliche Einheit Berlins vollzogen.

12. Januar

In ganz Deutschland demonstrieren etwa 200.000 Menschen gegen einen drohenden Golfkrieg.

16. Januar

CDU/CSU und FDP legen ihr Regierungsprogramm bis 1994 vor. Für Ostdeutschland werden darin niedrige Lohn-, Einkommens- und Körperschaftssteuersätze vereinbart, um auf diese Weise den Wirtschaftsaufschwung in den neuen Ländern zu fördern.

17. Januar

Der Deutsche Bundestag bestätigt Helmut Kohl (CDU) als Bundeskanzler.

(International) Die Operation Desert Storm beginnt – die USA und Verbündete starten die Befreiung Kuwaits.

27. Januar

Boris Becker gewinnt seinen ersten Australian Open.

GLOSSAR

LETTISCHE VOLKSFRONT

Lettische Volksfront (Latvijas Tautas Fronte) war in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren eine politische Organisation in Lettland, die das Land zur Unabhängigkeit von der Sowjetunion führte. Die Unabhängigkeitsbewegung begann 1986 mit kleinen Demonstrationen für Unabhängigkeit und Menschenrechte, die von der Gruppe Helsinki-86 organisiert wurde. Der Durchbruch kam im Sommer 1988. Die Volksfront wuchs rasch auf 250.000 Mitglieder an. 1989 und 1990 wurden in Lettland die ersten freien Wahlen seit der sowjetischen Okkupation 1940 abgehalten. Nach diesen Wahlen wurde die Volksfront zur Regierungspartei. Am 4. Mai 1990 wurde das erste Gesetz vom neuen Obersten Rat verabschiedet, das Lettlands Absicht, die Unabhängigkeit wiederherzustellen, erklärte. Im August 1991 wurde die Unabhängigkeit Lettlands anerkannt. So war das politische Hauptziel der  Volksfront erreicht. Mitte der 1990er Jahre löste sich die Organisation auf, doch nach wie vor spielen viele ihrer früheren Aktivisten eine wichtige Rolle in Lettland.

Dainis Īvāns

Dainis Īvāns (1955 in Madona) – ist ein lettischer Journalist, Umweltaktivist und Politiker. Ende der Achtzigerjahre profilierte er sich als Umweltaktivist, der gegen ein neues Wasserkraftwerk und den Bau der Metro in Riga eintrat. Von 1988 bis 1992 war er der Vorsitzende der lettischen Unabhängigkeitsbewegung – Volksfront.

Anatolijs Gorbunovs

Anatolijs Gorbunovs (1942 in Pildas pagasts) Von 1988 bis 1995 war er Sprecher des lettischen Parlaments, zunächst des Obersten Rats, dann, nach der Unabhängigkeit 1990, der Saeima. Als Parlamentssprecher übernahm Gorbunovs die Rolle des Staatsoberhauptes, bis Guntis Ulmanis zum Präsidenten gewählt wurde.

Ivars Godmanis

Dr. Ivars Godmanis (1951 in Riga) Ist ein lettischer Physiker und Politiker. 1988 zum 2. Vorsitzenden der lettischen Unabhängigkeitsbewegung – Volksfront gewählt. Am 5. Juli 1990 wurde Ivars Godmanis erster Ministerpräsident Lettlands nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit.

Andris Slapiņš

Andris Slapiņš (1949-1991) Dokumentarfilmer und Kameramann. Am Abend des 20. Januar 1991 filmte er die Stürmung des lettischen Innenministeriums durch die sowjetische Spezialeinheit OMON. Er wurde dabei im nahegelegenen Bastejkalns-Park von OMON-Scharfschützen erschossen.

Gvido Zvaigzne

Gvido Zvaigzne (1958-1991) Kameramann. Filmte am 20 Januar 1991 zusammen mit dem Dokumentarfilmer Andris Slapiņš die Stürmung des lettischen Innenministeriums durch die sowjetische Spezialeinheit OMON. Er wurde im nahegelegenen Bastejkalns-Park von einem Deformationsgeschoss getroffen und erlag den Verletzungen zwei Wochen später in einem Krankenhaus.

Roberts Mūrnieks

Roberts Mūrnieks (1952-1991) Fahrer des lettischen Innenministeriums, erstes Todesopfer der Barrikaden. Wurde am 16. Januar 1991 von der sowjetischen Spezialeinheit OMON mit einem Kopfschuss in Nähe der verbarrikadierten Vecmīlgrāvis-Brücke erschossen. Seine Beerdigung endete mit einer großen spontanen Volksdemonstration in Riga.

Michail Gorbatschow

Michail Gorbatschow (1931 – 2022) Russischer Politiker. Von März 1985 bis August 1991 Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und von März 1990 bis Dezember 1991 Staatspräsident der Sowjetunion. Mit Glasnost und Perestroika leitete er eine Lockerung des strengautoritären sowjetischen Systems ein. Mit seinem Ultimatum und der Entsendung der sowjetischen Spezialeinheiten in die baltischen Staaten machte er sich allerdings für das Blutvergießen in Januar 1991 mitschuldig. Am 25. Dezember 1991 trat Gorbatschow als Präsident der Sowjetunion zurück.

Boris Jelzin

Boris Jelzin (1931-2007) War von 1991 bis 1999 der Präsident Russlands – das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der Geschichte des Landes. Mit seiner politischen Wirkung trug er maßgeblich zur Auflösung der Sowjetunion bei, kritisierte die Gewaltanwendung des sowjetischen Machtapparats gegen die Zivilbevölkerungen in den baltischen Staaten und setzte sich für die kritische Aufarbeitung der sowjetischen Vergangenheit ein. 2006 zeichnete ihn die lettische Staatspräsidentin Vaira Vīķe-Freiberga mit dem höchsten Orden des Landes für seine historische Rolle bei der Befreiung Lettlands aus.

Boris Pugo

Boris Pugo (1937-1991) war lettischstämmiger sowjetischer Politiker. 1980 wurde er Vorsitzender des sowjetischen Geheimdienstes KGB in Lettland, von 1984 bis 1988 war Pugo erster Sekretär der Kommunistischen Partei Lettlands. Ab Dezember 1990 hatte er das Amt des Innenministers der UdSSR inne und beteiligte sich aktiv am erfolglosen Augustputsch in Moskau gegen Michail Gorbatschow. Pugo erschoss sich bei der versuchten Festnahme. Verschiedene Medien, darunter das Time Magazine und die Moscow Times, äußerten Zweifel an dieser Darstellung und vermuteten Mord.

Interfront

Interfront war eine prokommunistische politische Bewegung, die von 1989 bis 1991 für den Erhalt der Sowjetunion in seiner marxistisch-leninistischer Form kämpfte und somit das Gegenpol der baltischen Unabhängigkeitsbewegungen bildete. In Lettland wurde sie als Reaktion auf die Unabhängigkeitsbewegung Volksfront gegründet. Sie konnte auf die sowjetische Infrastruktur zurückgreifen, gab eine eigene Zeitung heraus und unterhielt eine Radiostation. Nach dem erfolglosen Augustputsch in Moskau 1991 löste sich die Organisation auf.

OMON

Die OMON – vom Russischen „Mobile Einheit besonderer Bestimmung“, ist eine Einheit der sowjetischen, heute russischen Nationalgarde, die im Unterschied zu normalen Polizeieinheiten direkt dem Innenministerium untersteht. Sie wurde am 3. Oktober 1988 gegründet und besteht in Russland und Belarus in ähnlicher Form bis heute. Im Januar 1991 wurde sie aktiv gegen die Freiheitsbewegungen in Lettland und Litauen eingesetzt.

FOTOGRAF

Joris van Velzen

Joris van Velzen stammt aus einem kleinen Dorf in den Niederlanden. Er studierte Linguistik, bevor er 1989 in die UdSSR zog, wo er zunächst als Fotokorrespondent arbeitete, später, wie er von sich selbst sagt, seine Seele an den Teufel verkaufte, weil er sich der kommerziellen Fotografie zuwandte.

In Januar 1991 reiste er zusammen mit dem Korrespondenten Flemming Rose nach Rīga, wo diese Bilder für die Dänische Zeitung Berlingske Tidende entstanden.

Während des Aufenthaltes führten der erfahrene Korrespondent und sein Fotograf Gespräche mit Verfechtern der Lettischen Unabhängigkeit wie Anatolijs Gorbunovs (in der Cafeteria des Obersten Rates der Republik Lettland – heute die Saeima), aber auch, auf der anderen Seite, mit dem “Schwarzen Oberst” Viktors Alksnis.

Die Schwarzweiß-Filme wurden im Badezimmer des Hotel Intūrists mit aus Moskau mitgebrachten Chemikalien entwickelt, um anschließend auf abenteuerlichem Wege nach Kopenhagen versandt zu werden – was heute vom Handy in wenigen Sekunden erledigt wäre.

Die nach Kopenhagen versandten Filme sind verloren gegangen; es blieben zwei erst viel später entwickelte Filme vom Tag der Beerdigung der Opfer vom 20. Januar 1991.

Seit 2008 lebt Joris in Berlin, nach fast 20 Jahren in Moskau und verbringt seine Zeit damit, sowohl Dinge als auch Menschen zu fotografieren – vorausgesetzt, sie bewegen sich nicht zu schnell. Außerdem brachte er versehentlich eine Limonade auf den Markt.

Herausgeber

Botschaft der Republik Lettland
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